Gute Aussichten für den Markt der Unternehmensanleihen
Frédéric Homé
Geschäftsführender Gesellschafter
Alternative Patrimoniale
Die Zinsen für zehnjährige französische Anleihen, 2021 noch im negativen Bereich, erreichten im September diesen Jahres 2,5 %. Wie lässt sich diese Entwicklung erklären?
Dies ist ein Paradigmenwechsel, der sowohl Unternehmen als auch Sparer betrifft. Seine Ursachen reichen zurück bis zur Krise im Jahr 2008, als die Zentralbanken ihre Leitzinsen senkten und gigantische Geldsummen in Umlauf brachten, um die Wiederholung einer schweren Wirtschaftskrise wie im Jahr 1929 zu verhindern. Diese unvernünftige Strategie haben sie bis zur Coronakrise weiterverfolgt und somit die weltweite Verschuldung erheblich vorangetrieben. Bedingt durch Wirtschaftsaufschwung, Ukraine-Krieg, Energiekrise und Abrisse von Lieferketten sind 2022 allerdings die Produktionskosten gestiegen, mit der Folge einer hohen Inflation. Um diese zu bekämpfen, haben die Zentralbanken restriktive geldpolitische Maßnahmen ergriffen und ihre Leitzinsen erhöht.
Was sind die Folgen?
Steigende Kreditkosten für Unternehmen und Privatkunden, aber auch für Staaten. Der italienische Staat finanziert sich zum Beispiel derzeit mit 4,7 % pro Jahr gegenüber circa 1 % im Vorjahr. Die Kosten für Immobilienkredite steigen rasant. Vor diesem Hintergrund verzichten Firmen auf Investitionen, der Verbrauch geht zurück. Sofern sich die Lage nicht komplett wandelt, dürfte dies 2023 eine Rezession nach sich ziehen. Es ist jedoch möglich, dass die Inflationsrate ihren Höhepunkt bereits überschritten hat, denn wir beobachten sinkende Preise bei bestimmten Rohstoffen wie Erdöl, Kupfer, Weizen, usw.
Welche Anlageformen können Sie empfehlen?
Der Markt für Bank- und Unternehmensanleihen bietet gute Aussichten, wie etwa die Anleihen der Banque Fédérative du Crédit Mutuel, welche jährlich 5 % abwerfen. Italienische Firmen versprechen auch interessante Renditen, zum Beispiel die der Versicherungsgesellschaft Generali: 5 % bei zehnjähriger Laufzeit. Selbst wenn der Aktienmarkt seit Jahresbeginn einen spürbaren Rückgang verzeichnet, stellt er mittel- und langfristig weiterhin eine gute Alternative dar, insbesondere wenn man auf Unternehmen mit hohen Gewinnmargen oder auf Luxusmarken setzt.
Das Gespräch führte Patrick Heulin